Wo Ahrensburg wachsen will

02.06.2010

Politiker beschließen Stadtentwicklungskonzept als Leitfaden für die Planungen bis zum Jahr 2030.
Artikel erschienen im Hamburger Abendblatt vom 2. Juni 2010
Es ist 222 Seiten stark, kostete die Stadt Ahrensburg knapp 100 000 Euro und die Politiker aller Fraktionen in den vergangen Monaten reichlich Nerven. Jetzt haben die Stadtverordneten das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) auf ihrer Versammlung im Marstall mit nur einer Gegenstimme und drei Enthaltungen beschlossen. Das Konzept soll zum Leitfaden für die Stadtplanung werden und ist gesetzliche Grundlage für die Beantragung von Fördergeldern.

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Über allen künftigen Entscheidungen stehen drei Grundziele. Das erste Ziel ist ein "moderates und qualitatives Wachstum". Das bedeutet neue Häuser und Wohnungen. Bevor Neubaugebiete am Stadtrand erschlossen werden, sollen Lücken in vorhandenen Stadtteilen geschlossen werden.

Das ISEK-Planerteam (Stadt Ahrensburg, Büro Düsterhöft, BPW Hamburg und die BulwienGesa AG) geht davon aus, dass Ahrensburg in den nächsten 20 Jahren rund 2600 neue Wohnungen benötigt. 1800 davon könnten nach Ansicht von Rathausmitarbeiterin Stefanie Mellinger durch sogenannte Innenverdichtung erreicht werden. Die restlichen 800 müssten in neuen Wohngebieten liegen. Der Erlenhof (an der B 75 in Richtung Kremerberg) gilt dabei als Schlüsselprojekt.

Ein zweites Grundziel ist das "starke wirtschaftliche Wachstum", das mit den Schlagworten "Erhalt der Kaufkraft" und "Belebung der Innenstadt" von den Stadtplanern nur grob definiert wurde.

Als drittes Ziel gilt die "Weiterentwicklung der Stadtstruktur und der Stadtidentität". Das bedeutet, dass der Schlosspark, die Aue und andere Naturräume erhalten und für die Einwohner attraktiver gemacht werden sollen.

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Während der Stadtverordnetenversammlung sah es lange so aus, als würde das Konzept erneut nicht behandelt werden. Thomas Bellizzi (FDP) beantragte gleich zu Beginn, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Auch die Wählergemeinschaft WAB und die SPD wollten zunächst keinen Beschluss fassen. Grund waren Änderungsanträge der Grünen und der WAB. Thomas Bellizzi wollte die erst "schwarz auf weiß in den Händen halten". Die SPD schlug vor, zunächst nur die Änderungsanträge zu verabschieden.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch drängte dagegen auf einen Beschlus über das Gesamtpaket. "Wir diskutieren seit drei Jahren", sagte er, "das ist nicht mehr länger sachgerecht." Er befürchtete, dass immer neue Änderungsanträge den Beschluss immer wieder verschieben könnten und appellierte an alle Abgeordneten: "Wir haben wirklich intensiv und ausreichend diskutiert, um heute einen Beschluss fassen zu können." In den vergangenen Monaten hatten fast alle Ausschüsse über das ISEK diskutiert und es immer wieder um einzelne Punkte ergänzt. In den Kernzielen herrschte unter den Politikern allerdings schon lange Einigkeit, obwohl Teile des Konzeptes immer wieder kritisiert wurden.

Nach fast zwei Stunden Diskussion wurde das Konzept mit der Vorlagennummer 2009/172/1 dann tatsächlich mehrheitlich beschlossen. Über alle Änderungen wurde einzeln abgestimmt. Das 222-seitige Werk mit insgesamt 20 Ergänzungsanträgen, Stellungnahmen und Abwägungen ist damit aber nicht vom Tisch. Es wird fortan zum Leitfaden für die Stadtplanung.
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